DIE HEILSBOTSCHAFT NACH MATTHÄUS

6. Jesus in Gethsemane

a) Gang nach Gethsemane; Vorhersagung des Ärgernisses der Jünger und der Verleugnung des Petrus; Treugelübde der Jünger

30Nachdem sie dann den Lobpreis (Ps 115-118) gesungen hatten, gingen sie (aus der Stadt) hinaus an den Ölberg.
31Dabei sagte Jesus zu ihnen: »Ihr werdet alle in dieser Nacht an mir Anstoß nehmen; denn es steht geschrieben: ›Ich werde den Hirten niederschlagen, dann werden die Schafe der Herde sich zerstreuen.‹
32Nach meiner Auferweckung aber werde ich euch voraus nach Galiläa gehen.«
33Da antwortete ihm Petrus: »Mögen auch alle an dir Anstoß nehmen: ich werde niemals an dir Anstoß nehmen
34Jesus erwiderte ihm: »Wahrlich ich sage dir: Noch in dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.«
35Petrus antwortete ihm: »Wenn ich auch mit dir sterben müßte, werde ich dich doch niemals verleugnen!« Das gleiche versicherten auch die anderen Jünger alle.

b) Jesu Seelenkampf und Gebet in Gethsemane; Schwäche der Jünger

36Hierauf kam Jesus mit ihnen an einen Ort namens Gethsemane und sagte zu den Jüngern: »Setzt euch hier nieder, während ich dorthin gehe und bete!«
37Dann nahm er Petrus und die beiden Söhne des Zebedäus mit sich und fing an zu trauern und zu zagen.
38Da sagte er zu ihnen: »Tiefbetrübt ist meine Seele bis zum Tode; bleibt hier und haltet euch wach mit mir!«
39Nachdem er dann ein wenig weitergegangen war, warf er sich auf sein Angesicht nieder und betete mit den Worten: »Mein Vater, wenn es möglich ist, so laß diesen Kelch an mir vorübergehen! Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!«
40Hierauf ging er zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend und sagte zu Petrus: »So wenig seid ihr imstande gewesen, eine einzige Stunde mit mir zu wachen?
41Wachet, und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist ist willig, das Fleisch aber ist schwach.«
42Wiederum ging er zum zweitenmal weg und betete mit den Worten: »Mein Vater, wenn dieser Kelch nicht (an mir) vorübergehen kann, ohne daß ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!«
43Als er dann zurückkam, fand er sie (wieder) schlafend, denn die Augen fielen ihnen vor Müdigkeit zu.
44Da verließ er sie, ging wieder weg und betete zum drittenmal, wieder mit denselben Worten.
45Hierauf kehrte er zu den Jüngern zurück und sagte zu ihnen: »Schlaft ein andermal und ruht euch aus! Doch jetzt ist die Stunde gekommen, daß der Menschensohn Sündern in die Hände geliefert wird!
46Steht auf, wir wollen gehen! Seht, mein Verräter ist nahe gekommen!«

c) Gefangennahme Jesu; Flucht der Jünger

47Während er noch redete, da kam plötzlich Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und Knütteln, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes her.
48Sein Verräter hatte aber ein Zeichen mit ihnen verabredet, nämlich: »Der, den ich küssen werde, der ist’s; den nehmt fest!«
49Er trat also sogleich auf Jesus zu mit den Worten: »Sei gegrüßt, Rabbi!« und küßte ihn.
50Jesus aber sagte zu ihm: »Freund, (tu das) wozu du hergekommen bist!« Hierauf traten sie herzu, legten Hand an Jesus und nahmen ihn fest.
51Einer jedoch von den Begleitern Jesu streckte die Hand aus, zog sein Schwert, schlug damit nach dem Knechte des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab.
52Da sagte Jesus zu ihm: »Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort! Denn wer zum Schwerte greift, wird durchs Schwert umkommen!
53Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir nicht sogleich mehr als zwölf Legionen Engel zu Hilfe senden?
54Wie sollten dann aber die Aussprüche der Schrift erfüllt werden, daß es so geschehen muß?«
55In jener Stunde sagte Jesus zu den Haufen: »Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knütteln ausgezogen, um mich gefangen zu nehmen. Täglich habe ich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht festgenommen.
56Dies alles ist aber geschehen, damit die Schriften der Propheten erfüllt werden!« Hierauf verließen ihn die Jünger alle und ergriffen die Flucht.