DIE HEILSBOTSCHAFT NACH MATTHÄUS

3. Wunder- und Heiltätigkeit Jesu in Kapernaum und auf seinen Wanderungen

a) Heilung eines Aussätzigen

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1Als er dann vom Berge herabgestiegen war, folgten ihm große Volksscharen nach.
2Da trat ein Aussätziger herzu, warf sich vor ihm nieder und sagte: »Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.«
3Jesus streckte seine Hand aus, faßte ihn an und sagte: »Ich will’s, werde rein!« Da wurde er sogleich von seinem Aussatz rein.
4Darauf sagte Jesus zu ihm: »Hüte dich, jemandem etwas davon zu sagen! Gehe vielmehr hin, zeige dich dem Priester und bringe die Opfergabe dar, die Mose geboten hat, zum Zeugnis für sie!«

b) Heilung des Dieners des (heidnischen) Hauptmanns von Kapernaum

5Als er hierauf nach Kapernaum hineinkam, trat ein Hauptmann zu ihm und bat ihn
6mit den Worten: »Herr, mein Diener liegt gelähmt bei mir zu Hause darnieder und leidet schreckliche Schmerzen.«
7Jesus antwortete ihm: »Ich will kommen und ihn heilen.«
8Der Hauptmann aber entgegnete: »Herr, ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach trittst; nein, gebiete nur mit einem Wort, dann wird mein Diener gesund werden.
9Ich bin ja auch ein Mann, der unter höherem Befehl steht, und habe Mannschaften unter mir, und wenn ich zu dem einen sage: ›Gehe!‹, so geht er, und zu dem andern: ›Komm!‹, so kommt er, und zu meinem Diener: ›Tu das!‹, so tut er’s.«
10Als Jesus das hörte, verwunderte er sich und sagte zu seinen Begleitern: »Wahrlich ich sage euch: In Israel habe ich bei niemand solchen Glauben gefunden.
11Ich sage euch aber: Viele werden von Osten und Westen kommen und sich mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zum Mahl niederlassen;
12aber die Söhne des Reiches werden in die Finsternis draußen hinausgestoßen werden; dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein.«
13Zu dem Hauptmann aber sagte Jesus: »Geh hin! Wie du geglaubt hast, so geschehe dir!« Und sein Diener wurde zur selben Stunde gesund.

c) Heilung der Schwiegermutter des Petrus und vieler anderer Kranken zu Kapernaum

14Als Jesus dann in das Haus des Petrus gekommen war, sah er dessen Schwiegermutter fieberkrank zu Bett liegen.
15Er faßte sie bei der Hand, da wich das Fieber von ihr: sie stand auf und bediente ihn (bei der Mahlzeit).

16Als es dann Abend geworden war, brachte man viele Besessene zu ihm, und er trieb die bösen Geister durchs Wort aus und heilte alle, die ein Leiden hatten.
17So sollte sich das Wort des Propheten Jesaja erfüllen, der da sagt: »Er hat unsere Gebrechen hinweggenommen und unsere Krankheiten getragen

d) Jesus entweicht an das jenseitige Ufer des Sees; Sprüche über die Nachfolge Jesu

18Als Jesus sich dann wieder von großen Volksscharen umgeben sah, befahl er, an das jenseitige Ufer des Sees hinüberzufahren.
19Da trat ein Schriftgelehrter an ihn heran mit den Worten: »Meister, ich will dir folgen, wohin du auch gehst!«
20Jesus antwortete ihm: »Die Füchse haben Gruben und die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn aber hat keine Stätte, wo er sein Haupt hinlegen kann.« –
21Ein anderer von seinen Jüngern sagte zu ihm: »Herr, erlaube mir, zuerst noch hinzugehen und meinen Vater zu begraben!«
22Jesus aber antwortete ihm: »Folge du mir nach, und überlaß es den Toten, ihre Toten zu begraben!«

e) Jesus beschwichtigt den Seesturm

23Jesus stieg dann ins Boot, und seine Jünger folgten ihm.
24Da erhob sich (plötzlich) ein heftiger Sturm auf dem See, so daß das Boot von den Wellen bedeckt wurde; er selbst aber schlief.
25Da traten sie an ihn heran und weckten ihn mit den Worten: »Herr, hilf uns: wir gehen unter!«
26Er aber antwortete ihnen: »Was seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen!« Dann stand er auf und bedrohte die Winde und den See; da trat völlige Windstille ein.
27Die Leute aber verwunderten sich und sagten: »Was ist das für ein Mann, daß sogar die Winde und der See ihm gehorsam sind!«

f) Heilung zweier Besessener im Land der Gadarener

28Als er hierauf an das jenseitige Ufer in das Gebiet der Gadarener gekommen war, traten ihm zwei von bösen Geistern besessene Männer entgegen, die aus den Gräbern hervorkamen und so gemeingefährliche Menschen waren, daß niemand auf der Straße dort an ihnen vorbeigehen konnte.
29Kaum hatten sie ihn erblickt, da schrien sie laut: »Was hast du mit uns vor, du Sohn Gottes? Bist du hergekommen, um uns vor der Zeit zu quälen?«
30Es befand sich aber in weiter Entfernung von ihnen eine große Herde Schweine auf der Weide.
31Da baten ihn die bösen Geister: »Wenn du uns austreiben willst, so laß uns doch in die Schweineherde fahren!«
32Er antwortete ihnen: »Hinweg mit euch!« Da fuhren sie aus und fuhren in die Schweine hinein, und die ganze Herde stürmte infolgedessen den Abhang hinab in den See und ertrank in den Fluten.
33Die Hirten aber ergriffen die Flucht und berichteten nach ihrer Ankunft in der Stadt den ganzen Vorfall, auch das, was mit den beiden Besessenen vorgegangen war.
34Da zog die Einwohnerschaft der ganzen Stadt hinaus, Jesus entgegen, und als sie bei ihm eingetroffen waren, baten sie ihn, er möchte ihr Gebiet verlassen.

g) Heilung eines Gelähmten in Kapernaum; Jesus vergibt Sünden

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1Er stieg nun in ein Boot, fuhr über den See zurück und kam wieder in seine Stadt (Kapernaum).
2Dort brachte man ihm einen Gelähmten, der auf einem Tragbett lag. Weil nun Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: »Sei getrost, mein Sohn: deine Sünden sind (dir) vergeben!«
3Da dachten einige von den Schriftgelehrten bei sich: »Dieser lästert Gott!«
4Weil nun Jesus ihre Gedanken durchschaute, sagte er: »Warum denkt ihr Böses in euren Herzen?
5Was ist denn leichter, zu sagen: ›Deine Sünden sind (dir) vergeben‹ oder zu sagen: ›Stehe auf und gehe umher!‹?
6Damit ihr aber wißt, daß der Menschensohn die Vollmacht besitzt, Sünden auf der Erde zu vergeben« – hierauf sagte er zu dem Gelähmten: »Stehe auf, nimm dein Bett und gehe heim in dein Haus!«
7Da stand er auf und ging heim in sein Haus.
8Als die Volksmenge das sah, gerieten sie in Furcht und priesen Gott, daß er den Menschen solche Macht gegeben habe.

h) Berufung des Zöllners Matthäus; Jesus als Tischgenosse der Zöllner und Sünder

9Als Jesus dann von dort weiterging, sah er einen Mann namens Matthäus an der Zollstätte sitzen und sagte zu ihm: »Folge mir nach!« Da stand er auf und folgte ihm.
10Als Jesus dann im Hause (des Matthäus) zu Tische saß, kamen viele Zöllner und Sünder und nahmen mit Jesus und seinen Jüngern am Mahle teil.
11Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: »Warum ißt euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?«
12Als Jesus es hörte, sagte er: »Die Gesunden haben keinen Arzt nötig, wohl aber die Kranken.
13Geht aber hin und lernt das Wort verstehen: ›An Barmherzigkeit habe ich Wohlgefallen, nicht an Schlachtopfern‹; denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu berufen, sondern Sünder.«

i) Die Fastenfrage der Johannesjünger

14Damals traten die Jünger des Johannes an ihn heran mit der Frage: »Warum fasten wir und die Pharisäer (zum Zeichen der Frömmigkeit), während deine Jünger es nicht tun?«
15Jesus antwortete ihnen: »Können etwa die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam noch in ihrer Mitte weilt? Es werden aber Tage kommen, wo der Bräutigam ihnen genommen ist: dann werden sie fasten.
16Niemand setzt aber ein Stück ungewalkten Tuches auf ein altes Kleid; denn der eingesetzte Fleck reißt doch von dem Kleide wieder ab, und es entsteht ein noch schlimmerer Riß.
17Auch füllt man neuen Wein nicht in alte Schläuche; sonst werden die Schläuche gesprengt, und der Wein läuft aus, und auch die Schläuche gehen verloren; nein, man füllt neuen Wein in neue Schläuche: dann bleiben beide erhalten.«

k) Auferweckung des Töchterleins des Jairus und Heilung der blutflüssigen Frau

18Während Jesus noch so zu ihnen redete, trat ein Vorsteher (der Synagoge) herzu, warf sich vor ihm nieder und sagte: »Meine Tochter ist soeben gestorben; aber komm und lege ihr deine Hand auf, dann wird sie wieder zum Leben erwachen.«
19Da stand Jesus auf und folgte ihm samt seinen Jüngern.

20Und siehe, eine Frau, die seit zwölf Jahren am Blutfluß litt, trat von hinten an ihn heran und faßte die Quaste seines Rockes an;
21sie dachte nämlich bei sich: »Wenn ich nur seinen Rock anfasse, so wird mir geholfen sein.«
22Jesus aber wandte sich um, und als er sie sah, sagte er: »Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen!« Und die Frau war von dieser Stunde an gesund.

23Als Jesus dann in das Haus des Vorstehers kam und die Flötenbläser und das Getümmel der Volksmenge sah,
24sagte er: »Entfernt euch! Das Mädchen ist nicht tot, sondern schläft nur.« Da verlachten sie ihn.
25Als man aber die Volksmenge aus dem Hause entfernt hatte, ging er (zu der Toten) hinein und faßte sie bei der Hand: da erwachte das Mädchen.
26Die Kunde hiervon verbreitete sich in der ganzen dortigen Gegend.

l) Heilung zweier Blinden und eines stummen Besessenen; Abschluß

27Als Jesus hierauf von dort weiterging, folgten ihm zwei Blinde, die laut riefen: »Sohn Davids, erbarme dich unser!«
28Als er dann in das Haus gekommen war, traten die Blinden zu ihm heran, und Jesus fragte sie: »Glaubt ihr, daß ich (euch) dies zu tun vermag?« Sie antworteten ihm: »Ja, Herr!«
29Da rührte er ihre Augen an und sagte: »Nach eurem Glauben geschehe euch!«
30Da taten sich ihre Augen auf; Jesus aber gab ihnen die strenge Weisung: »Hütet euch! Niemand darf etwas davon erfahren!«
31Sobald sie aber hinausgegangen waren, verbreiteten sie die Kunde von ihm in jener ganzen Gegend.

32Während diese hinausgingen, brachte man schon wieder einen stummen Besessenen zu ihm;
33und als der böse Geist ausgetrieben war, konnte der Stumme reden. Da geriet die Volksmenge in Staunen und sagte: »Noch niemals hat man etwas Derartiges in Israel gesehen!«
34Die Pharisäer aber erklärten: »Im Bunde mit dem Obersten der bösen Geister treibt er die Geister aus.«

35So durchwanderte Jesus alle Städte und Dörfer, indem er in ihren Synagogen lehrte, die Heilsbotschaft vom Reiche (Gottes) verkündigte und alle Krankheiten und alle Gebrechen heilte.