Die Bibel bildet das schriftliche Fundament des Christentums. Als „Wort Gottes“ wird den biblischen Mythen und Legenden eine übergeordnete weil göttlich geoffenbarte (oder zumindest inspirierte) Wahrheit, Bedeutsamkeit und Gültigkeit zugeschrieben.
Tatsächlich strotzt die Textsammlung nur so vor Widersprüchen. Viele der Texte sind gähnend langweilig und aus heutiger Sicht völlig irrelevant.
Verfolgt man die öffentlichen Verkündigungen von Berufschristen, so fällt auf, dass diese bei der Auswahl ihrer Bibelstellen praktisch immer sehr wählerisch sind.
Selbstbedienung am biblischen Buffet
Die zitierten Geschichten, Sätze und oft sogar nur Halbsätze werden so gewählt, dass der unbedarfte Zuhörer ein völlig einseitiges, zumindest unverfänglich erscheinendes Bild der biblischen Gesamtaussage präsentiert bekommt.
Auf den Punkt gebracht lautet diese Gesamtaussage:
Wer da gläubig geworden ist und sich hat taufen lassen, wird gerettet werden; wer aber ungläubig geblieben ist, wird verurteilt werden.
(Markus 16,6 MENG)
Zu praktisch jeder Bibelstelle findet sich auch eine andere Stelle, die problemlos zur biblischen Begründung des genauen Gegenteils verwendet werden kann.
Rosinenpicken
Zur Bewältigung der unzähligen Textstellen, die aus heutiger Sicht unmenschlich, brutal, ungerecht oder schlicht falsch sind, haben Berufschristen verschiedene Methoden entwickelt.
Am häufigsten anzutreffen ist das so genannte Rosinenpicken (engl. Cherry-Picking).
Gemeint ist damit die völlig einseitige Auswahl von unverfänglichen Textfragmenten. Mit einer 2019 gestarteten Meme-Serie lieferte katholisch.de auf seiner Facebook-Seite ein Paradebeispiel in der Disziplin des biblischen Rosinenpickens.
Diese Serie mit höchst einseitig ausgewählten, unverfänglichen Bibelfragmenten war der Auslöser für das #bibelblind-Projekt.
Losgelöst vom jeweiligen Kontext lassen sich dann mitunter sogar Aussagen hineininterpretieren, die modernen ethischen Standards entsprechen.
Übrig bleiben zahllose Bibelstellen, für die zumindest die Mainstream-Christen heute oft #bibelblind sind.
#Bibelblind – na und?
Durch ihr Festhalten an ihrer „Heiligen Schrift“ als „Wort Gottes“ von übergeordneter Bedeutung und ewiger Gültigkeit halten sie auch mit ihrer harmlosen Interpretation der Bibel eine textliche Glaubensgrundlage künstlich am Leben, mit der sich problemlos auch Angriffs- und Vernichtungskriege oder sonstige Verbrechen aller Art schlüssig biblisch „rechtfertigen“ lassen.
Bibelblind.de möchte einen Beitrag zur Aufklärung leisten. Indem wir die Bibelstellen präsentieren, für die die meisten Christen #bibelblind sind, möchten wir Christen dafür sensibilisieren, was ihnen ihr Gott da angeblich so alles geoffenbart hat.
Christen, lest’s eure Bibel!
Andreas Edmüller
Die unvoreingenommene Beschäftigung mit der biblischen Mythologie dürfte neben dem Theologiestudium eine der am besten geeigneten Methoden sein, um sich von absurdem Götterglauben zu befreien.
Das muss man doch im Kontext sehen!
Immer wieder weisen uns Bibelblind-Besucher darauf hin, dass man diese Bibelstellen doch im Kontext lesen müsse. Es sei unredlich, sie einfach so aus dem Zusammenhang zu reißen. Man müsse sie außerdem auch im zeitlichen Kontext betrachten.
Interessanterweise fällt Gläubigen die Unredlichkeit in der Regel nur dann auf, wenn es sich um biblische Textfragmente handelt, die ihnen unangenehm oder peinlich sind.
Anders sieht es aus, wenn es um Stellen geht, die ihrer Wunschvorstellung entsprechen. Dass diese ebenfalls praktisch immer aus dem Kontext gerissen werden müssen, um zumindest unverfänglich zu erscheinen, wollen sie oft nicht wahrhaben.
Warnhinweis
Die Bibel enthält Texte, die (zumindest außerhalb des religiösen Kontextes) als verstörend, jugendgefährdend, Gewalt verherrlichend, rassistisch, diskriminierend oder auch als frauenfeindlich gelten. Wir distanzieren uns ausdrücklich von sämtlichen biblischen Aussagen.
Bibelblind ist ein privates, nicht-kommerzielles Kunstprojekt.
Die Bibelstellen stammen aus der gemeinfreien Menge-Bibel. Die Bilder stammen vom Bilderportal Pixabay.
Alle #bibelblind-Meme dürfen und sollen gerne mit dem Hashtag #bibelblind und gerne mit Link zu bibelblind.de weitergeleitet und geteilt werden.